Huch, warum singt denn da einer mitten in der Nacht? Ich klettere gerade auf ein Segelschiff und versuche es flott zu kriegen. Ach du liebe Zeit, das ist ja alles nur ein Traum, ausser Zian, der
hört nicht auf zu singen. Dann muss es wohl tatsächlich schon 2:45 Uhr sein und mein Wecker holt mich aus dem Segelschifftraum heraus. Irgendwie passt das doch zu meinen Reiseplänen.
Zack, zack stehe ich auf, knuddle noch ein bisschen meine Katzen, die ich auch lange nicht mehr sehe werden und ruckzuck bin ich fertig. Nochmals nachprüfen, ob alle lebenswichtigen Utensilien
bereit sind und dann fahre ich mich um 3:15 Uhr Richtung Basel Flughafen. Ist das schön so alleine auf der Autobahn. Tatsächlich bin ich um 4:15 Uhr am Flughafen. Thilo schicke ich wieder nach
Hause in sein warmes Bett, der arme Mann musste wegen mir so früh aufstehen. Alles geht wieder einmal reibungslos und bald sitze ich im Flugzeug nach Athen. Zum Glück habe ich meine Flugangst
ziemlich im Griff, aber der junge Mann neben mir macht während der ganzen Reise kein einziges Mal die Augen auf. Erst als wir in Athen landen, ist er wieder lebendig. Naja, ich kenne auch
jemanden, dem man bei Turbulenzen die Hand halten muss!
Im Flughafenrestaurant gönne ich mir zuerst ein Frühstück. Typisch griechisch, Joghurt mit Früchten, Honig und Nüssen.
Bald schon wird es Zeit, mein Autöli für die nächsten zwei Tage in Empfang zu nehmen. Zum Glück weiss ich langsam, wo man die Autos abholt. Aber dieses Mal ist es ein wenig anders. Statt im Büro
den Schlüssel abzuholen, muss ich mich mitten auf den Parkplatz stellen und warten, bis ein Angestellter kommt und mir das Auto zuweist. Na so was! Ich stehe also einige Minuten so herum und
schaue umher, aber keiner der Herren hat Zeit, mir mein Auto zu zeigen. Jetzt werde ich also doch etwas ungeduldig. Ich pirsche mich zum nächstbesten heran und wedle mit meinem Vertrag vor seiner
Nase herum. Das wirkt jetzt doch offensichtlich. Er zeigt mir mein Auto und will in ein paar Minuten wieder zurück sein. Ich hieve schon mal meine Siebensachen ins Auto und beginne die
obligatorischen Fotos zu machen. Als ich beim Nummernschild ankomme, muss ich schon ein bisschen lachen. Da hat sich wohl einer einen Zahlenverdreher geleistet. Auf dem Auto steht ITE 2638, auf
meinem Vertrag ITE 2683. Jetzt bin ich ja gespannt. Nach fünf Minuten kommt ein anderer Mitarbeiter und will mit mir das Auto auf Schäden prüfen. "Aber das ist ja gar nicht dein Auto! Deines
steht da drüben!" Also doch. Ich räume wieder alles aus und rein ins nächste Auto. Aber dann kann's endlich losgehen!
Kurz nachdem ich den Flughafen verlassen habe, giesst es aus allen Kübeln. Meine Güte, ich bin in Griechenland und nicht in Irland! Ich fahre Richtung Kap Sounion, ganz im Südosten von Athen. Ich
möchte unbedingt den Poseidontempel sehen. Er muss unglaublich schön gelegen sein und tolle Fotos soll man auch schiessen können. Also nix wie hin. Auf der halbstündigen Fahrt, spüre ich, dass
ich schon lange unterwegs bin und muss mich kurz mal an den Strassenrand stellen und mich ausruhen. Jetzt regnet das schon wieder! Dann komme ich doch noch am Kap Sounion an. Ich bin nicht die
einzige Besucherin. In waiser Voraussicht ziehe ich meine Regenjacke an. Zu Fuss bis zum Eingang sind es etwa 10min. Als ich oben bin, regnet es schon wieder und ich stelle mich im Souveniershop
unter. Nein, habe nichts gekauft! Der Regen lässt nach und ich gehe zum Eingang. Leider heute geschlossen! Also ich verstehe das nicht. Auf der Tafel heisst es jeden Tag geöffnet. Aber keiner da
und das Schloss ist versperrt. Der nächste Regenguss prasselt auf mich nieder, also ab ins Auto. Zum Glück konnte ich noch ein paar Bilder machen.
Müde komme ich nun in Laurion an, wo ich mir ein kleines Studio für zwei Nächte gemietet habe. Meine Gastgeberin vertröstet mich auf morgen und meint, dass das Wetter bestimmt wieder besser wird.
Das glaube ich auch. Bin jetzt aber trotzdem zu faul um im Städtchen flanieren zu gehen. Vielleicht mache ich nun einen 15min Nap.
Dienstag, 3. Mai
Aus dem 15min Nap wurden dann ganze 8h Schlaf. Erst morgens gegen 6 Uhr bin ich aufgewacht und gleich wieder eingeschlafen. Meine Güte war ich müde. Um 9 Uhr gibt's Frühstück aufs Zimmer
geliefert. Sehr praktisch. Und so mümmle ich an einem Brot und überlege mir was ich heute so alles anstellen könnte. Ich fahre zuerst nach Porto Rafti, ein kleines Hafenstädtchen, von dem aus
meine Schwester und ich bereits zwei Mal mit dem Segelschiff ins Meer stechen wollten. Doch Corona wollte einfach nicht. Sehr schön ist es hier. Ich spaziere auf dem Uferweg dem Meer entlang und
lasse die Sonne auf mein bleiches Gesicht scheinen. Plötzlich frischt der Wind auf und ich fröstle ein wenig. Da ist es im Auto doch gemütlich warm. Ich fahre durch einen wunderbar duftenden Wald
zurück nach Laurion. Kurz vor Laurion kann man ein antikes Theater anschauen. Das nehme ich noch mit, bevor ich mir den Poseidon7-Tempel am Kap Sounion anschaue. Etwas komisch, so viele
Polizisten und Herren in dunklen Anzügen stehen herum. Naja, einfach nicht beachten und frech an ihnen vorbei gehen. Die sagen mir dann schon, wenn ich unerwünscht bin. Eine ganz kurze Strecke
muss ich noch zu Fuss gehen. Dann bin ich beim Theater. Aber nicht nur ich: eine ganze Schar Journalisten stehen in Gruppen zusammen und quatschen. Die einen auf griechisch, die anderen auf
französisch. Trifft hier Macron auf Mitsotakis? Ich schaue mir alles gemütlich an und mache mich dann auf den Rückweg. Die Herren lassen mich wieder passieren ohne etwas zu sagen. Beim Auto
angekommen, wird plötzlich die Strasse gesperrt und ich kann weder vor noch zurück. Was ist jetzt los? Helikopter kreisen, auf dem Meer sind zwei Polizeischiffe auf Patrouille. Und dann ein
langer Konvoi aus Polizeiautos und schwarzen Limousinen. Nein, kein Macron und kein Mitsotakis. Es ist das belgische Königspaar, das auf Griechenland-Visite ist und sich offenbar dieses Theater
anschauen möchte. Ich schaue mir das Theater auch an und sitze eine geschlagene Stunde fest. Zum Glück habe ich Tiropita und Wasser dabei. Nach einer Stunde ist der ganze Spuk vorbei. Endlich
kann ich weiterfahren, ach je ich muss ja noch tanken. Bei diesen Spritpreisen muss ich erst ausrechnen, wie viel ich wirklich brauche. Poah, 2,17€ der Liter!!! Eieiei, das nächste Mal gehe ich
zu Fuss!
Weiter zwei Stunden schaue ich mir die Ausgrabungen und den Tempel von Sounion an und ich bin ehrlich froh, gehöre ich nicht zu einer dieser laut schwatzenden, amerikanischen Reisegruppe. Ich
soll Fotos von ihnen machen, no thank you! Ja, ich weiss, ich bin egoistisch, aber ich hasse es!
Um 17:30 Uhr habe ich noch keine richtige Lust nach Hause zu fahren. Also fahre ich durch die Hügel. Hier soll früher mal nach Silber gegraben und ein richtiges Bergwerksystem angelegt worden
sein. Du meine Güte ist dieser Berg aber durchlöchert, fast so schlimm wie ein Emmentalerkäse. Überall Löcher, die zum Glück gut mit Zäunen gesichert sind. Da möchte ich nicht abstürzen. Und dann
reichts mir doch plötzlich und ich bin froh, als ich wieder zu Hause ankomme.
Mittwoch, 4. Mai
Heute ist mein letzter Tag in Laurion. Am Nachmittag fliege ich nach Naxos. Das Wetter ist bewölkt und ziemlich windig. Was kann ich also noch bis zum Abflug tun? Ich beschliesse noch einmal den
Bergwerkspark zu fahren. Dieses Mal von der anderen Seite her. Es hat mich doch beeindruckt, wie die Leute früher hier Löcher gehauen haben um an das wertvolle Material zu kommen. Ich schaue mir
auch noch einmal die grosse Dolline an. Da möchte ich wirklich nicht runterfallen. Der Wald duftet immer noch wunderbar noch Nadelgehölz und der Wind weht durch die Äste, also schon ein bisschen
gruselig.
Da ich eh schon in diese Richtung fahre, beschliesse ich, die Ausgrabungen oder besser gesagt die Überreste des Athene Tempels auf Sounion zu besuchen. Diesem Tempel wurde lange nicht so viel
Aufmerksamkeit geschenkt wie dem Poseidon Tempel. Liegt ja auch nicht so spektakulär auf einem Hügel gelegen und damit lässt sich eben kein Geld verdienen.
Etwas zu früh fahre ich nun an den Flughafen. Da ich nicht sicher bin, ob mich Olympic Air in ihren kleinen Flugzeugen mit meinem grossen Gepäck mitnimmt (Maximalgrösse 156cm) möchte ich genügend
Zeit haben um schlimmstenfalls den Bus nach Piräus zu nehmen und dort die Abendfähre nach Naxos noch zu erwischen. Aber es geht alles gut und die Frau am Check-In zuckt nicht einmal mit der
Wimper. Uff, alles gut! Ich freue ich auf meinen Platz 3D, da habe ich gute Aussicht auf die Inseln und auf Naxos beim Anflug. Draussen auf einer Bank esse ich meine Käsepita, die ich vom
Frühstück mitgenommen habe. Pling, eine neue Mail kommt herein. Tut uns leid, Sie haben nun Sitz 9F. Spinnen die, ich will nicht in die letzte Reihe. Auf der Homepage schaue ich nach, welchen
Sitz es sonst noch geben würde. Alles nur noch Gang. Ok, dann halt letzte Reihe. Etwas verärgert begebe ich mich zum Boarden. Der Flug hat 15min Verspätung, ok, wir warten. Endlich können wir
einsteigen. Oh, eine alte Chrutze, das sehe ich sofort daran, dass die Räder in den Propellerkästen versorgt werden und nicht im Flugzeugrumpf. Ich zwänge mich durch den engen Gang. Da sitzt doch
schon eine alte Französin auf meinem Platz und fragt mich auf französisch, ob es mich stören würde, dass sie hier sitze. Ich bocke und mache auf Griechin. Rede griechisch mit ihr. Da sie mich
nicht versteht, antwortet sie endlich auf englisch. Nein, habe nichts dagegen. Mag mich ehrlich gesagt nicht in den engen Platz quetschen. Ich habe nun tatsächlich den Mittelsitz, kann meine
Beine bequem ausstrecken und habe den ganzen Gang im Blick, während sich die anderen Passagiere in die Reihen quetsche mussten. Selber schuld! Nach einer wackligen Landung hole ich mein Gepäck
und mein Auto ab und fahre in die Chora um mein Studio zu beziehen. Die ganze Familie wartet auf mich. Ich habe ein grosszügiges Studio mit Blick auf die Chora und auf das Meer. Glücklich setze
ich mich auf den Balkon, esse die restliche Pita und schlürfe einen Kaffee.
Donnerstag, 5. Mai 2022
Ich habe herrlich geschlafen. Eigentlich mag ich gar nicht aufstehen, das Bett ist so bequem und warm. Aber jetzt doch mal hoch, hopplahop! Nachdem ich gestern Abend zu faul war, den Koffer
auszupacken, mache ich dies jetzt. Alles hat Platz, ich bin schon etwas erstaunt. Dann zieht es mich nach draussen. Noch ohne Frühstück im Bauch wandere ich an den Strand und immer weiter bis zum
Flugplatz von Naxos. Und dann alles wieder zurück. Meine 10'000 Schritte wäre ich heute also schon mal gegangen! Aber jetzt habe ich Hunger. Ich kaufe mir schnell einen griechischen Joghurt und
dann ab nach Hause. Früchte, Brot, Butter, Marmelade, Kaffee und was man sonst noch braucht, habe ich schon bekommen und muss ich nicht mehr besorgen. Um 12:00 Uhr esse ich dann endlich
Frühstück. Das ist ein Leben! Dann noch einen Kaffee und ein paar Kekse, ich lasse mir den Bauch von der Sonne wärmen. Ich beginne, eine neue Jacke zu stricken. Meine Güte ist das Muster
kompliziert, aber es macht total Spass, lieber so als das langweilige links, rechts. Ein paar schulische Dinge muss ich auch noch erledigen und dann werde ich plötzlich ziemlich müde. Jetzt ein
Nickerchen wäre gerade richtig. Frisch ausgeruht, fahre ich zum grossen Supermarkt. Ich kaufe eine Waage, muss mein Gewicht ein bisschen im Auge behalten, schliesslich bin ich nicht mehr die
Jüngste und als Tönnchen möchte ich nicht nach Hause kommen. Dann brauche ich noch einen Verbindungsstecker zwischen Schweizer Kabel und Griechischer Steckdose. Bekomme ich alles. Und dann gibts
ein leckeres Oktopusgiouvetsi in meinem Lieblings-Strandbeizli. Leider kann ich einem Glas Wein nicht widerstehen und so spaziere ich ein bisschen beschwipst nach Hause.
Freitag, 6.Mai 2022
Juhui, die Sonne scheint heute schon wieder. Gutgelaunt springe ich aus dem Bett und mache mich bereit für meinen Spaziergang am Strand. Obwohl bereits die ersten Touris die Liegen belegen, ist
der Strand doch noch fast leer. Einige Mutige schwimmen schon im Meer. Brrr, das ist mir dann doch zu kalt. Ich wandere meine gestrige Route ab, denke über mich und die Welt nach, brummle laut
vor mich hin, ohne dass mich jemand hört und schräg anschaut. Anschliessend gibts wieder Frühstück auf dem Balkon, Ich raffe mich sogar auf und arbeite an meiner Weiterbildung, die ich am 22. Mai
beendet haben sollte. Dimitris der Vermieter kommt vorbei und bietet mir 10% Rabatt an, weil ich das Zimmer bar bezahlt habe. Das gilt auch für das nächste Apartment, das ich nächste Woche mit
Thilo beziehen werde. Ich nehme dankend an, das zahlt uns gleich zwei bis drei Abendessen! Manuela ruft an und wir schwatzen eine Runde. Endlich merke ich, dass ich mit ihr Videochat machen kann,
die Arme schaut die ganze Zeit in einen schwarzen Bildschirm! Mit stricken und lesen vergeht die Zeit wie im Flug und ich muss ein Mittagsschläfchen machen. Anschliessend kaufe ich mit Nudeln,
Tomatensauce, Tomaten, Kapern und eine Gurke ein. Ich habe von meinen Gastgebern eine Flasche Wein offeriert bekommen. Das schreit gerade nach Teigwaren mit Sauce. Der Himmel ist ziemlich
bedeckt, es sieht auch, als ob es heute noch regnen wird, Mal schauen. Ich geniesse nun meine Nudeln, ein Glas Wein und vielleicht auch noch ein zweites.
Ich mache heute meinen üblichen Morgenspaziergang dem Strand entlang. Da heute Samstag ist, bin ich nicht alleine unterwegs. Etliche Einheimische wandern mit ihren Hunden dem Strand entlang.
EinKalimera hier, eine Kalimera da. Ich entdecke eine Stelle, an der viele kleine Muscheln angeschwemmt wurden. Das sieht einfach nur schön aus. Auf dem Rückweg begegne ich einer jungen Griechin mit
ihren beiden Hunden. Wir schnäderen ein bisschen, aber die Hunde möchten dann doch langsam weiter. Über mir startet gerade der kleine Naxosflieger nach Athen. Nein, da muss ich nicht mit. Bin ich
froh. Mir ist heute nicht wirklich nach etwas. Nachdem ich Nudeln und Spaghettisauce gekauft habe, kehre ich in mein kleines Reich zurück. Auf dem Balkon lässt es sich wunderbar lismen und lesen.
Undsogar ein kurzes Nickerchen liegt drin. Aber einfach so den ganzen Tag zu Hause sitzen mag ich dann doch nicht. Ich packe meine Badesachen und fahre nach Glyfada an einen meiner Lieblingsstrände.
Der Wind weht heute aus Norden und so muss ich mir ein windgeschütztes Plätzchen suchen. Da ich ganz alleine am Strand bin, ist das keine Problem. Man stelle sich vor, ein kilometerlanger Sandstrand
und keiner ist da! Das ist das Paradies. Nein, baden gehe ich dann doch noch nicht. Für mich noch viel zu kalt, brrrr! Abends packe ich meine Sachen zusammen. Schon wieder begegne ich einer Frau mit
Hund. Ist heute nationaler Hundetag? Auch mit ihr schwatze ich ein bisschen. Sie erzählt mir, dass sie seit zwei Jahren auf der Insel lebt. Aber nun sei es genug. Sie habe die Engstirnigkeit der
Leute hier satt, sie ziehe weiter nach Portugal. Na, das habe ich mir schon gedacht, dass es sehr schwierig ist, als Fremde hier Fuss zu fassen. Zu den Touris nett sein ist ja noch das eine, aber
eine Fremde aufnehmen… kommt mir doch irgendwie bekannt vor. In unseren Alpentälern ist es ja auch nicht anders! Zu Hause gibts jetzt mal einen riesigen Teller Nudeln mit Sauce und ein Glas vom
Roséwein, den ich von den Vermietern bekommen habe. Um 23:30 Uhr kommt die Blue Star aus Piräus an. Sie bringt auch Manolis mit. Er und seine Familie sind so etwas wie meine griechische
Familie.
Sonntag, 8. Mai 2022
Oh, wo ist den heute die Sonne hin. Wahrscheinlich braucht sie mal eine Pause. Ein frischer Nordwind zieht heute um die Häuserecken und mich macht es überhaupt nicht an raus zu gehen. Also gönne ich
mir heute ebenfalls eine Pause und verzichte auf den Standspaziergang. Zumal die Waage noch grünes Licht gibt. Joghurt und Früchte sind schnell verdrückt und der Kaffee wird halt heute im Bett
genossen! Ist ja auch mal ganz schön. Ich vertrödele den Vormittag, wie schön mal einfach so in den Tag hineinleben zu können. Pling! Manolis schickt ein sms. Mittagessen heute um 16 Uhr in Agia
Anna? Aber klar doch! Vom Restaurant Gorgona bin ich zwar weniger begeistert, aber ich lasse ihm seinen Willen. Manolis kennt mich ja schon lange und gut und ich ihn auch. Einmal, als er mir einen
Ausflug vorgeschlagen hatte und ich zwar brav aber schmunzelnd mit dem Kopf nickte, meinte er, ich würde ja doch machen, was ich wolle! Na klar und es gibt eben Dinge, bei denen lasse ich ihm lieber
seinen Willen und mache dann wieder, was ich will! Aber sonst ist er ein ganz umgänglicher und wunderbarer Freund. Kurz vor 16 Uhr fahre ich los. 16 Uhr ist ja einfach bloss so eine Richtzeit und
schon oft war ich pünktlich, aber Manolis nicht. Also, kein Stress. 10min bin ich zu spät, was für ein Wunder, er ist schon da. Natürlich am Handy. Er telefoniert mit Kleoniki, seiner Frau. Ich mag
sie besonders gerne und ich schwatze auch kurz mit ihr, halb englisch, halb griechisch. Das macht uns beiden Spass. Im Restaurant gehen wir gleich mal in die Küche. Das ist bei den Griechen so
üblich, die Touris machen das nicht, sondern bestellen von der Karte. Das ist nun mal eine griechische Mama, die uns da begrüsst. Resolut und bestimmt zählt sie uns auf, was es alles gibt. Und da
Manolis sowieso immer allen erzählt, dass ich griechisch spreche, kommen die heutigen Spezialitäten wie Kanonensalven aus ihrem Mund geschossen. Natürlich verstehe ich nicht alles, aber das was ich
will, habe ich verstanden. Ich bestelle mir Pastizio. Eine Art Nudelauflauf mit Hackfleisch und Eiweissschicht obendrauf. Salat und frittierter Feta mit Honig gehören zur Vorspeise und Manolis
bestellt sich ein Souvlaki kotopoulo, also ein Pouletspiessli. Dazu alkoholfreies Bier. Jetzt kann geschlemmt werden, die Portionen sind riesig. Ganze vier Stunden dauert unser Essen, was bei den
Griechen völlig üblich ist. Zum Dessert gibts Galaktobourekto. Eine Art Milchgrieskuchen mit Filoteig. Mag ich normalerweise sehr gerne, aber jetzt bin ich so satt, dass nichts mehr geht. Die Mama
bringt mir Schachteln, damit ich das Essen mitnehmen kann. Das gibt grad noch einmal ein Znacht morgen. Manolis und die Mama lassen sich noch ein wenig über das schlechte griechische
Gesundheitssystem aus, beide haben schlechte Erfahrungen gemacht. Ich sperre die Ohren ganz weit auf, um ja auch etwas zu verstehen, da kann ich ja nur profitieren. Nach fünf Minuten bin ich
konzentrationsmässig so ko, dass ich aufgebe. Um halb neun bin ich wieder zurück. Leider lässt sich die Sonne den ganzen Tag nicht blicken und es scheint mir, dass es über Paros etwas regnet.
Montag, 9. Mai 2022
Oh, oh, die Waage zeigt heute dunkelorange! Kein Wunder nach der Schlemmerei gestern. Also ab zum Strandspaziergang, heute etwas schneller als sonst. Naja oder auch nicht. Es ist doch immer wieder
mühsam durch den Sand zu stiefeln, fast so als müsste ich mich durch den Schnee kämpfen. Wieder zurück gibts dann doch noch ein Joghurt mit Früchten, obwohl ich eigentlich verzichten wollte. Dann bin
ich so müde, dass ich gleich ein Mittagsschläfchen machen muss. Nachmittags schlendere ich durch die Chora und geniesse es, mich in den engen Gassen zu verlaufen. Auch nach zehn Jahren verlaufe ich
mich regelmässig und bin dann immer wieder erstaunt, dass ich nicht dort lande, wo ich eigentlich hin wollte. Aber das ist ja das schöne daran. Ein regelmässiges Kalimera oder Jassas gehört einfach
dazu und die Einheimischen, vor allem die ältere Generation, scheint sich darüber zu freuen. Die Jüngeren schauen eher zur Seite, ausser sie sind männlichen Geschlechts und in meinem Alter! Abends
gibts die Reste vom Sonntag und dazu noch ein Glas Wein. Es ist einfach alles so gemütlich hier!
Dienstag, 10. Mai 2022
Herzliche Gratulation zum Geburtstag, liebe Manuela. Ja, ich rufe vom Strand aus an. Ich habe heute beschlossen dem Wind ein Schnippchen zu schlagen und in den Süden an den Strand zu gehen. Und
tatsächlich, windstill. Das Meer plätschert gemütlich vor sich hin, Seegras hat’s auch keins und wenn’s jetzt noch wärmer wäre, würde ich glatt hineinhüpfen. Hier kann man auch das berühmte Naxosauge
finden. Ich werde mich auch wieder auf die Suche machen. Dazu braucht man aber einen Schnorchel und vor allem viel Glück. Und dann gibts auch so freche Fische, die einem das seltene Steinchen einfach
vor der Nase weggschnappen. Ich habe im Herbst vor einem Jahr meinen Augen nicht getraut! Ich hatte ein Auge gefunden, liess es aber blöderweise wieder fallen, hab ihm nachgeschaut, damit ich es
wieder aufheben konnte, da schnappt mir doch so ein b…. Fisch das Auge einfach weg. Naja, er hatte wohl nachher Durchfall, oder so! Ich geniesse das Lesen und Lisme am Strand. Aber langsam wird es
mir jetzt doch zu heiss und der Boden zu hart für meinen Popo! Ich beschliesse, wieder nach Hause zu fahren. Unterwegs studiere ich die Benzinpreise, denn auch mein Autöli hat zwischendurch Hunger.
Ui, 2.40€ der Liter. Wahnsinn! Meine Elin-Tankstelle verlangt wenigstens „nur“ 2.30€. Da werde ich wohl wieder tief in die Tasche greifen müssen. Blöder P., Depp du bedeppter Löli! Zu Hause ist
wieder ein Nickerchen nötig. Gegen Abend hole ich mir in der Bäckerei eine Spanakopita und eine Pizzapita. Dazu probiere ich den Naxos-Weisswein, den ich im Lädeli erstanden habe. Ja, der ist gut,
von dem kann ich Manolis zum Dank für die Essenseinladung eine Flasche schenken. Ach, leider ist er so gut, dass ich dann doch ein bisschen zu tief ins Glas schaue. Nachts kann ich nicht schlafen,
wie immer bei Weisswein und mein Magen ist übersäuert. Selber schuld, manche lernen es wohl nie!
Mittwoch, 11. Mai 2022
Heute sollte ich einen mittleren Schock erleiden. Aber alles der Reihe nach. Am Morgen ist das Wetter wunderbar und ich überlege, ob ich auf den Zas, den höchsten Berg der
Kykladen,wandernsoll.Achwas, im Bett ist es so gemütlich, bin einfach zu faul. Aber etwas will ich unternehmen. Ich entscheide mich zu den marmornen Skulpturen, den Kouroi, oder Kouros in der
Einzahl, zuwandern.Mankannsie zwar auch bequem per Auto erreichen, aber ich liebe den Wanderweg. Ich fahre nach Koulnochori, einem verschlafenen Nest, in dem, zu meiner Freude, immer mehr Häuser
restauriertwerden.AufeinerTerrasse werkeln ein paar Männer herum. Schon von weitem werde ich mit „Hello“ begrüsst. Wartet nur! Mein Kalimera sas wird anerkennend quittiert und ich werde von links
undrechtsangegrinst.Jetztgeht der noch breite Weg den Feldern der Einheimischen entlang. Das Tal hat eine eigene Quelle und wie im Wallis werden die Felder und Brunnen mit Hilfe von Suonen
gespeist.EinenGarten mag ichganzbesonders. Hier bleibe ich immer stehen und schaue mir die Bäume und Blumen an. Als ich mein Handy wieder einstecke bleibt mir fast das Herz stehen. Ach du meine Güte,
was füreinRiesenviech!Etwazwei Meter von mir entfernt liegt eine Schlange, sicher nicht weniger als 1,5m lang, auf der Strasse. Im selben Moment wie ich sie entdecke, bemerkt sie wohl auch mich.
Sieschlängeltdavon undistruckzuck im Gebüsch einer Mauer verschwunden. Ich kann nicht mal eine Foto machen. Im Internet erfahre ich, dass es eine Vierstreifennatter ist. Zum Glück nicht giftig, aber
siesollewohl gerneaufBäume klettern. Ach du liebe Zeit, habe ich mich erschrocken. Etwas zittrig wandere ich weiter. Bei jedem Rascheln zucke ich zusammen, ach nur eine Eidechse, puh!
Ichtramplemittlerweile wieeinElefant durch den nun immer schmaler werdenden Wanderweg. Was bin ich doch für ein Schisshase. Ständig schaue ich bei jedem Baum in die Höhe. Ob da wohl
einehängt?Sicherheitshalber lasse ichPulli undHut an, obwohl mir heiss ist! Bei den Kouroi angekommen habe ich mich wieder etwas beruhigt und ich fühle mich wieder besser, so dass ich die
Landschaftgeniessenkann. Aber ich muss ja auchnochzurückwandern. Wie realistisch ist es, noch einmal eine Schlange zu sehen? Die Chancen sind wohl gleich Null. Und tatsächlich, ich sehe keine
Schlange mehr. Vielleicht sie mich, aber lassen wir das! War übrigens noch tanken. Ganze 17,4l Benzin habe ich für 40€ bekommen. Wow! Abends packe ich meine Siebensachen zusammen. Das Rollen der
Kleider hat sich als bewährtes System herausgestellt. Morgen ziehe ich in ein grösseres Apartment, weil ich Thilo erwarte und da brauchen wir halt ein bisschen mehr Platz, vor allem wenn er seine
Steine überall ausbreitet.
Donnerstag, 12. Mai 2022
Um 11 Uhr steht Dimitris vor der Tür. Es ist Umzugstag und er hilft mir meinen schweren Koffer ins neue und grössere Apartment zu tragen. Heute kommt nämlich Thilo auf Besuch und da müssen wir etwas
mehr Platz haben. Alles geht ganz schnell und nach 10min bin ich im neuen Zuhause eingerichtet. Da ich noch nicht gefrühstückt habe, beschliesse ich zum Kitron, meinem Lieblingscafé zu gehen.
Rühreier, Saft und Cappuccino freddo sind schnell bestellt und ich richte mich auf dem bequemen Sofa gemütlich ein. Ich liebe das Rührei mit Lachs, das sie hier servieren. Nur den Salat hätten sie
weglassen können. Kopfsalat mag ich überhaupt nicht. Geschlagene drei Stunden sitze ich dort, schreibe ein bisschen, lese und geniesse das Leben. Anschliessend schlendere ich zur Portara und wieder
zurück. Alles schon in griechischem Tempo, beeilen muss ich mich ja nicht. Abends hole ich Thilo vom Flughafen ab. Mittlerweile ist es nicht mehr stürmisch, so dass er einen angenehmen Flug hatte.
Aus dem Flugzeug steigen zuerst zwei junge Mädels aus und kommen vom Parkfeld des Flugzeugs auf das Gebäude zu. Plötzlich bleiben sie stehen und drehen wieder um. Wohl was vergessen? Sie bleiben
wieder stehen und warten offensichtlich auf jemanden. Eine Gruppe kommt auf die beiden zu, offensichtlichen ebenfalls Griechen. Jetzt wird zuerst mal geschwatzt. Bis alle Passagiere aus dem Flugzeug
gestiegen sind, bleiben sie neben dem Flugzeug stehen und schwatzen. Das würde es bei uns auch nicht geben! Thilo gefällt unsere Wohnung und ich freue mich, ist er da. Noch einmal geht’s heute zum
Kitron. Die Cocktails sind nämlich hier ebenfalls köstlich und aus dem hauseigenen Likör hergestellt. Und dann haben wir beim Lithos auch noch Glück und erwischen eines der wenigen Tischchen auf der
Gasse.
Freitag, 13. Mai 2022
Für das Zmorge habe ich nichts eingekauft. Also gehen wir aus. Im bewährten Frühstückslokal direkt am Meer gibts Eier, Speck, Joghurt mit Früchten und Brot mit Butter und Marmelade. Dann kann ich
Thilo dazu überreden mit mir meinen Strandspaziergang zu machen. In unserem feinen Strandbeizli gönnen wir uns einen griechischen Salat und beschliessen zu Hause auf dem Balkon zu lesen. Ich kaufe im
Naxoslädeli eine Flasche von dem feinen Weisswein, den ich letzthin schon gekauft hatte und stelle ihn kühl. Mit der wunderbaren Aussicht, Oliven und Chips geniessen wir den Weisswein und das Leben.
Oh du meine Güte, die ganze Flasche ist schon leer! Da wir beide etwas beschwipst sind, geht’s nur zum Nachbar zum Essen. Einmal die Treppe runter und wir sind schon dort.
Samstag, 14. Mai 2022
Ja, Thilo, ich komme mit dir auf den Koronos. Schon lange liegt er mir damit in den Ohren. Heute erfülle ich ihm mal diesen Wunsch. Der Koronos ist der zweithöchste Berg der Insel und ist 999m.ü.M.
Wir fahren an den Marmorbrüchen vorbei ins Innere der Insel. Ich mag diese Gegend eigentlich, sie ist einsam und ziemlich rau. Eben gebirgig mit vielen Ziegen und Schafen und Hütehunden. Und genau
die beunruhigen mich. Als wir das letzte Mal dort waren, sind sie vom Ziegenstall aus bellend auf uns zugeschossen und da ich leider kein Hundefreund bin, war ich ziemlich beunruhigt. Zum Glück hat
sie der Besitzer dann doch zurückgepfiffen aber seitdem meide ich diesen Ort. Genau an diesem Ziegenstall müssen wir wieder vorbei und genau dort rennen die Hunde schon wieder bellend auf uns zu.
Thilo, geh du voraus! Aber zum Unterschied zum letzten Mal bleiben sie in der Nähe des Stalls und kommen nicht bis zu uns. Mir fällt ein ganzer Mount Everest vom Herzen. Wir wandern ungestört auf den
Gipfel, wobei die Fliegen heute ganz schön lästig sind. Auf dem Gipfel angekommen, merken wir, dass es gar nicht der Gipfel ist, auf den wir wollten, sonder nur ein kleiner Nebengipfel. Wir haben
aber keine Rechte Lust noch weiter zu wandern, zumal schwarze Wolken aufziehen. Mit Hilfe der Karte finden wir heraus, dass der zweithöchste Gipfel gar nicht der Koronos ist, sondern der Mavrovouni.
Schwarz sieht er wirklich aus, vor allem mit den Wolken dazu. Zurück beim Auto fallen bereits die ersten Tropfen und auf der Fahrt zurück geht ein richtiger Gewitterregen runter. Super, jetzt ist
mein Auto wieder weiss und nicht so ein undefinierbares Grau-Beige-Braun. Sobald wir die Bergregion verlassen, hört es auf zu regnen. In Chalki gibt‘s ebenfalls ein schönes Café und dort gibt‘s erst
mal einen Cappuccino und ein Crêpe mit Honig und Früchten. Zu Hause auf dem Balkon ein Bier und Znacht sind wir beim Cappricio auf dem Balkon. Ich esse gefüllten Kalamari, und mein Bauch hat
anschliessend die ganze Nacht zu tun!
Sonntag, 15. Mai 2022
Heute sind wir beide ein bisschen auf dem Schnauz. Drum wird es heute gemütlich. Wir mieten uns am Strand Liegestühle und einen Sonnenschirm und faulenzen den ganzen Tag. Ich bin zum ersten Mal diese
Jahr im Meer. Muss ganz schön schnaufen, als ich mich in die kalten Wellen stürze, aber dann ist es doch wunderbar. Abends geniessen wir das ersten Znacht im Typografio, meinem Lieblingsrestaurant.
Zum Glück nur die Treppe runter und ein paar Schritte von uns entfernt. Wir bekommen Dessert und Getränke spendiert und Dimitris, unser Vermieter und Besitzer des Restaurants ist hocherfreut uns zu
sehen und möchte unser ehrliches Feedback. Es gibt absolut nichts zu beanstanden, alles perfekt wie immer.
Montag, 16. Mai 2022
Thilo geht heute Steine suchen. Er hat einen ganz bestimmten Hügel, an dem er immer gräbt. Nachts ist er dort schon mit der UV-Lampe herumgewandert um seine Steine zu finden. Mich nimmt ja wunder,
ober dort noch einen Bergbau eröffnet oder den ganzen Hügel umgräbt. Er wollte den Hügel auch schon kaufen und Manolis hätte ihm liebend gerne geholfen beim Auffinden des Besitzers. Thilo ist
aberwieder davon abgekommen, weil er befürchtet, dass jemand auf die Idee kommt, selber dort zu suchen. Die Gegend ist auch einem Athener Mineralogieprofessor nicht unbekannt! Ich stricke und lese
zuHause noch ein bisschen und beschliesse dann doch das schöne Kleid im kleinen Lädeli zu probieren. Nein, es gefällt mir doch nicht so. Aber da hängen ja noch mehr. Oh, die sind doch noch
schöner,aber auch teurer. Jetzt muss ich doch überlegen, lieber rot oder blau? Blau ist immer gut, diesen Rat beherzige ich und probiere das Kleid, das so lang ist, dass es sogar meine Strümpfe
tipptoppversteckt. Schnell habe ich mich entschieden und es wird gekauft. Glücklich schlendere ich noch ein bisschen herum und setzte mich dann zum Kitron in den Schatten. Was werde ich wohl
bestellen?Natürlich Cappuccino freddo und einen Saft. Ich geniesse es, faul sein zu dürfen. Zu Hause habe ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal tagsüber auf dem Sofa sitze und nichts mache.
Aberhier… Gegen Abend kaufe ich noch zwei Dankeschön-Weine für Manolis, Tomaten, Gurken und Käse für uns und mache es mir zu Hause gemütlich. Thilo kommt heim und berichtet ganz stolz, dass er eine
neueStelle mit guten Mineralien auf seinem Hügel gefunden hat. Jetzt geht die Putzerei los. Hier wie zu Hause gehört die Küche nun ganz ihm, da hat keiner sonst Platz! Den griechischen Salat isst er
danntrotzdem gerne und wir erleben einen der schönsten Sonnenuntergänge von unserem Balkon aus.
Dienstag, 17. Mai 2022
Sturm ist angesagt. Am Donnerstag soll’s so richtig windig werden. Deshalb wollen wir heute das Sommerwetter ausnützen und noch einmal den Strand geniessen bevor es zu kalt wird. Wir fahren in
denSüden, machen aber vorher noch einen kurzen Zwischenhalt bei Manolis. Ich möchte noch die Weinflaschen hinstellen, bevor er aus Piräus zurückkommt. Als wir im Blue Harmony ankommen, höre ich
seineStimme schon. Er ist am Telefonieren. Ganz überrascht stelle ich ihm die Weinflaschen auf den Tisch und winke ihm. Er beendet sein Telefonat sofort und jetzt wird natürlich noch etwas
geschwatzt. Erist nicht nach Piräus zurückgefahren, weil er zu viel Arbeit hat. Armer Junge, fast pausenlos geht das Telefon und irgendjemand will etwas. Nach einer halben Stunde lassen wir ihn
arbeiten und fahrennun ganz in den Süden. Puh, ist das heiss heute. Der Sand ist so aufgeheizt, dass wir uns fast die Füsse verbrennen. Also schnell ab ins Wasser. Puh, ist das kalt! Schnell
Schnorchel undTaucherbrille anziehen und mal schauen, was es da alles so gibt. Die altbekannten Fische und Thilos Beine, die kenne ich ja auch schon. Gibt‘s vielleicht auch ein Naxos-Auge zwischen
den Steinen?Nein, heute wohl nicht und mir ist es schon ziemlich kalt. Thilo liest und ich stricke bis uns so heiss ist, dass wir doch wieder nach Hause fahren. Heute gibt’s Fastfood. Gyros und
Burrito, mussauch mal sein!
Mittwoch, 18. Mai 2022
Der Wecker klingelt schon kurz nach 7 Uhr. Wir wollen heute auf den Zas wandern, den höchsten Berg der Kykladen. Aber wir haben beide schlecht geschlafen. Darum dirigiere ich Thilo kurzerhand wieder
ins Bett. Um 10 Uhr gibt’s dann doch Frühstück, aber wir kommen beide nicht recht auf Touren. Gegen Mittag überwinden wir uns dann doch und fahren zur Kapelle Agia Marina, dem Startpunkt der
Zas-Wanderung. Eigentlich ist es bloss eine gute Stunde auf den Gipfel, aber meine Schnaufi rebelliert heute, so dass ich halt etwas langsamer unterwegs bin. Nach etwa 15min kommt uns ein knackiger
Bursche entgegen. Ob wir von der Zas-Höhle kommen? Nein, dieser Weg führt zur Kapelle und nicht zur Höhle. Seine Freundin würde an der Höhle auf ihn warten. Oh Boy, da bist du ganz falsch. Du musst
noch einmal auf den Pass hochsteigen und dann auf der anderen Seite des Hügels absteigen. Der junge Ami hat auch kein Handy dabei und irgendwie klappt das WhatsApplen mit meinem nicht. Zu guter Letzt
beschliesst er zur Kapelle abzusteigen und dann per Anhalter zur Höhle zu fahren. Wir drücken ihm die Daumen. Komisch, das passiert mir irgendwie jedes Mal, wenn ich auf den Zas steige. Aber es
stimmt schon, man muss ziemlich gut aufpassen um den Abzweig zur Höhle zu finden. Wir steigen zum Gipfel auf und sind ganz alleine dort oben. Jetzt beobachten wir die Schwalben, wie sie die Insekten
jagen und bewundern ihre Flugkünste. Plötzlich taucht wieder ein Gänsegeier auf und noch einer und noch einer. Eine ganze Gruppe lässt sich nun vom Aufwind hochtragen. Es sieht extrem grazil aus.
Nach dem Abstieg fahren wir noch nach Moni einem kleinen Bergdorf. Thilo möchte dort die Werkstatt eines Marmorsteinmetzes anschauen. Falls er einen Stein sägen möchte, wüsste er gerade wo. Es solle
auch noch ein Restaurant dazugehören und wir könnten dort noch etwas trinken. Machen wir. Die vermeintliche Werkstatt entpuppt sich dann aber als ziemlich teures Restaurant mit dazugehörenden Suiten
zum Übernachten. Die Wirtin schäkert mit Thilo, ich bin quasi unsichtbar. Ich amüsiere mich köstlich, vor allem weil sie ziemlich herrisch ist. Dafür ist der Apero mit den verschiedenen Dips sehr
fein. Die Wirtin erklärt Thilo noch, wo die Steinmetzwerkstatt zu finden ist und er ist heilfroh können wir wieder gehen. Ich amüsiere mich immer noch königlich. Wir schlendern nun durch das Dorf.
Die erste Griechin, der wir begegnen, ist die Schwester der Wirtin. Sie zeigt uns die Werkstatt. Um, hier ist alles weiss. Der Marmorstaub hat die ganze Werkstatt in eine weisse Halle verwandelt.
Sehr interessante Maschinen stehen hier herum und auch eine Säge, mit der Thilo im Zweifelsfalle einer seiner Steine schneiden lassen möchte. Wir schlendern weiter und als wir wieder umdrehen
möchten, spricht uns eine junge Frau an, ob wir nicht ihre Weberei anschauen möchten. Ok, machen wir. In einem Keller hat sie ihren alten Webstuhl aufgestellt und sie zeigt uns, wie sie webt. Du
meine Güte, das ist eine Arbeit. Natürlich kaufen wir ihr eine Kleinigkeit ab und ich habe nun ein Täschchen für mein Handy und sonstigen Kleinigkeiten. Auf dem Weg zurück zum Auto verlaufen wir uns
tatsächlich in dem kleinen Dorf. Wir sind auch nicht besser als der Ami! Eine ältere Frau hilft uns freundlicherweise auf den richtigen Weg zurück. Ich habe das Gefühl, das ganze Dorf weiss, dass wir
da sind. Nun aber schnell nach Hause, wir sind schon ziemlich k.o. Nach dem Duschen schlafen wir eine Runde und sind dann viel zu faul um noch essen zu gehen. Zum Glück habe ich noch Nudeln und einen
Rest Tomatensauce. Wir geniessen den letzten Abend vor dem grossen Sturm.
Donnerstag, 19. Mai 2022
Der Sturm ist da. Heute Nacht bin ich aufgewacht und der Wind hat ziemlich an den Fensterläden gerüttelt. Als ich aus dem Fenster schaue, ist das Meer weiss vor lauter Gischt und die Wellen
überschlagen sich schon weit draussen. Ich glaube, heute hätte ich keine Lust mit der Fähre zu fahren und den Flieger zu nehmen! Thilo fährt schon früh los um auf seinem Hügel Steine zu suchen. Ich
statte zunächst dem Kitron einen Besuch ab und schreibe ein bisschen bevor ich die Chora unsicher mache. Ich laufe zuerst um den Kastrohügel herum, dann steige ich durch die engen Gässchen zum Kastro
und zum archäologischen Museum hoch. Auf der Aussichtsterrasse eines Cafés geniesse ich die Sicht auf die Stadt. Dann geht’s noch zur katholischen Kirche. Ich komme an dem Lädeli vorbei, in dem ich
auch schon Hals- und Armketten eingekauft habe. Aha, die sind jetzt hier hinauf gezügelt. Ob die hier mehr verdienen als unten in der Chora glaube ich nicht unbedingt. Unten am Meer stürmt es extrem.
Ich freue mich den Wellen zuzuschauen und amüsiere mich köstlich als ein Touristenpaar versucht von der Portara her zurück zur Chora zu kommen ohne nass zu werden. Immer wieder brechen sich die
Wellen an der schmalen Landzunge und spritzen hoch. Nein, trocken kommen sie nicht zurück! Jetzt habe ich genug vom Sturm. Ich verziehe mich zurück in unser Apartment und schliesslich habe ich noch
zu lisme wie ne More, More!
Freitag, 20. Mai 2022
Heute möchte ich zum Dimitra-Tempel wandern. Also fahren wir nach dem Frühstück los, Richtung Ano Sangri. Es stürmt immer noch unverändert heftig und ich hoffe, dass es zwischen den Hügeln etwas
weniger Wind hat. Es geht so, auf jeden Fall weniger als unten am Meer! Durch einen schönen Feldweg geht’s immer leicht abwärts in einer halbstündigen Wanderung zum Tempel. Wir kommen an einem Stall
vorbei, wo sich die kleinen Ziegen schon ausserhalb des Zauns selbständig gemacht haben und das frische Gras geniessen. In einer Senke ist der Weg vom gestrigen Regen überflutet. Zum Glück sind
bereits Steine als Weg ausgelegt worden. So hüpfen wir von Stein zu Stein und kommen trockenen Fusses auf der anderen Seite an. Bis zum Tempel sind es nun nur noch wenige 100m. Natürlich hat es viele
Besucher, die mit dem Auto hingefahren sind. Aber alle haben sich ins Museum verzogen, weil jetzt der Sturm doch noch stärker geworden ist und sich Regenwolken über den Bergen auftürmen. Darum haben
wir den Tempel ganz für uns alleine. Lange hält es uns dort aber nicht. Wir müssen ja wieder zurück und nass möchten wir auch nicht unbedingt werden. Auf dem Rückweg begegnen wir noch anderen
Wanderern, die die gleiche Idee hatten. Wir kommen wieder am Stall vorbei und zwischenzeitlich haben sich auch die Kälber einen Weg über den Zaun gesucht. Zwei kleine Munis versperren den Wanderweg.
Thilo möchte sie streicheln, ich bin eher skeptisch! Ich streichle doch keine Munis! Zum Glück sind sie aber scheu und geben den Weg sofort frei als wir näher kommen. Zurück beim Auto hat Thilo noch
die Idee eine Steinbrücke anzuschauen. Wir finden sie am Strassenrand. Sie ist schon ziemlich zugewachsen, sieht aber noch intakt aus. Dann möchte er noch einen Steinbruch anschauen. Weil wir dort in
der Nähe schon einmal Steine gefunden haben, könnte es ja sein, dass es dort auch Mineralien gibt. Wir können zum Glück mit dem Auto ein gutes Stück fahren. Das Tor ist offen, könnte aber mit einem
Sicherheitsschloss versperrt werden. Ich murre ein bisschen, weil ich befürchte, dass jemand in der Zwischenzeit das Tor versperren könnte. Aber laufen will ich dann auch nicht! Das war eine gute
Entscheidung. Wir kommen an einem Haus vorbei, wo Gänse frei herumlaufen und später im Steinbruch empfangen uns riesengrosse, bellende Hunde. Bin ich froh, habe ich Blech um mich herum. Als die
Schotterstrasse immer schlechter wird und kein Durchkommen mehr ist, drehen wir um. Das Tor ist nicht verschlossen! In Chalki erhalte ich zur Belohnung einen Cappuccino freddo und einen Crêpe. Abends
gehen wir noch einmal zum Typografio und ich bekomme endlich mein vegetarisches Moussaka, auf das ich mich schon so sehr gefreut habe.
Samstag, 21. Mai 2022
Heute ist noch einmal Thilos Wunschtag. Natürlich geht’s noch einmal steinetechnisch in die Berge. Wir fahren nach Keramoti. Hier ist die Zeit noch stehen geblieben. Eine Handvoll Häuser schmiegen
sich auf einem Felsvorsprung eng aneinander. Die Bewohner waren hier sicher gut vor Seeräubern und sonstigen Eindringlingen geschützt. Wir wollen einen Rundweg machen. Thilo möchte durch einen
zugewachsenen Weg wandern. Ich rebelliere, weil ich weiter hinten absolut keinen Weg mehr ausmachen kann. Gut, dann machen wir halt den Weg anders herum. Als wir durchs Dorf spazieren, ist keine
Menschenseele zu sehen. Nur ein struppiger Hund bellt uns aus einem Gatter an. Wir wandern an einem Flusslauf vorbei, der wohl im Winter Wasser führen wird. Nur jetzt ist er staubtrocken. Nun geht’s
den Berg hoch. Erstaunlicherweise ist der Wanderweg sehr gut ausgebaut und wir müssen nur einmal durchs stachlige Gestrüpp, weil wir den Weg verpasst haben. Aber dank Google Maps ist es kein Problem,
sich zu orientieren. Natürlich sehe ich schon wieder eine Schlange, aber dieses Mal zum Glück nur den Schwanz! Wir kommen an aufgelassenen Feldern vorbei. Sehr eindrucksvoll, wie die Bauern früher in
mühsamer Handarbeit der Natur die Terrassenfelder abgetrotzt haben. Und vor allem die Steinmauern wurden alle von Hand gebaut! Jetzt ist der Wanderweg definitiv fertig und das stachlige Gestrüpp
nimmt überhand. Glücklicherweise hat Thilo ein Einsehen und wir kehren um. Ich habe nämlich überhaupt keine Lust weiterzugehen und mich pieksen zu lassen. Völlig verschwitzt kommen wir wieder am Auto
an und ich schlage vor, in Apiranthos, dem Dorf, das ganz aus Marmor gebaut wurde, einzukehren. Gesagt, getan. Bei Saft und Spanakopita lassen wir es uns gutgehen. Wir schauen noch im Töpferladen
vorbei. Der Stein mit dem blauen Mineral, den Thilo so gerne haben möchte, gibt es noch, aber die Verkäuferin will ihn auch dieses Mal nicht hergeben! Armer Thilo, ob das wohl mal was wird? Wir
fahren nach Hause. Erstens bin ich müde und zweitens müssen wir ja noch packen. Die Ferien für Thilo sind leider morgen vorbei und ich werde für eine Woche nach Paros fahren. Am Abend kaufen wir noch
einen Rotwein für Eliane, die liebenswürdigerweise auf unsere Katzen aufgepasst hat, und lassen uns im Kitron einen Cocktail schmecken. Den Sonnenuntergang sehen wir dann wieder von unserem Balkon
aus und dann ist der letzte Abend, den wir zusammen verbringen auch schon wieder vorbei!
Sonntag, 22. Mai 2022
Jetzt ist er da, der Abreisetag von Thilo. Bin schon traurig, dass er wieder gehen muss. Es war schon praktisch, mit jemandem zu frühstücken, etwas zu unternehmen und abends essen zu gehen oder einen
Cocktail zu schlürfen. Das alles soll also jetzt vorbei sein. Blöde Arbeit, ein weiteres Mal frage ich mich, warum uns der Lohn nicht einfach überwiesen wird und wir in aller Ruhe Ferien machen
können! Wird wohl ein Wunschtraum bleiben. Wir frühstücken noch auf dem Balkon, dann bringe ich Thilo zum Flughafen. Ich nehme meine Sachen auch mich, ich werde heute Abend ebenfalls abreisen. Aber
nur bis zur Nachbarinsel Paros. Am Flughafen checken wir Thilos Koffer ein. Er besteht den Sicherheitscheck, alle Steine können mit nach Hause genommen werden. Weil wir noch viel zu früh sind, fahren
wir noch an den Strand und Thilo bastelt aus einer Sepia ein Segelschiffchen, das allerdings nicht so recht schwimmen will. Und dann müssen wir endgültig zum Flughafen. Ich winke wie verrückt und
bleibe noch so lange, bis das Flugerli abhebt. Und ein paar Tränchen verdrücke ich dann doch auch noch. Jetzt fahre ich zurück in die Chora, setzte mich in den Kitron und lenke mich mit Schreiben und
lesen ab. Thilo schreibt aus Athen, dass er gut angekommen ist und nun auf den Weiterflug nach Zürich warte. Sehr gut! Ich pilgere an den Strand und ergattere einen Schattenplatz unter einem
Tamariskenbaum. Lismen und lesen und Leute schauen. Nein, ins Wasser gehe ich nicht mehr. Ich mag nicht salzig und klebrig auf die Fähre. Dann ist es auch schon so weit. Ich gehe zurück zum Auto,
hole meinen Koffer und sonstige Sachen, fotografiere das Auto von allen Seiten und finde einen Parkplatz mittendrin. Hier sollte es nicht zu sehr auffallen, dass mein Auto eine Woche herumsteht.
Etwas schade ist es schon, dass ich es nicht mit nach Paros nehmen kann. Aber die zusätzliche Versicherung für die Fähre war einfach zu teuer und die Überfahrt nach Paros ist auch nicht gerade
billig! Also sorgfältig abschliessen und dann ta leme! Die Fähre legt fast pünktlich ab und 45min später bin ich auf Paros. Nikos und Vasiliki warten auf mich. Es ist schön Nikos wieder zu sehen, er
ist meine Sicherheit auf Paros und im Notfall oder einfach nur bei Fragen immer zur Stelle. Wir schwatzen ein bisschen und dann bringt mich Vasiliki, die Mitarbeiteri von Nikos, zum Autoverleiher.
Alles geht reibungslos und schon bald sind wir auf dem Weg zu meinem Studio. Leider kann ich dieses Mal nicht im Agia Irini Cove wohnen, da alles schon besetzt ist. Nikos meint, dass die Saison
dieses Jahr schon sehr früh begonnen hat. Das merke ich auch. Vasiliki bringt mich zu einem etwas abgelegenen grossen Haus. Dort hat eine griechische Familie drei Apartments eingerichtet. Sehr schön
ist es hier, ruhig und ich habe eine eigene, grosse Terrasse im ersten Stock. Zum meiner Beruhigung wohnen die Besitzer im selben Haus. Dann bin ich nicht alleine, wenn die anderen Studios nicht
vermietet sind. Zum Znacht gibts nicht viel, schliesslich zeigte die Waage heute Morgen nicht mehr nur dunkelrot sonder tiefschwarz!
Montag, 23. Mai 2022
Ach du liebe Zeit bin ich müde! Ich habe mich die halbe Nacht mit Mücken herumgeschlagen. Bssss, hau drauf! Bssss, bist du immer noch da, du Viech! Ich knipse das Licht an. An der Wand hängen drei
Mücken. Blöderweise habe ich nur zwei Hände. Was tun? Ich hole mein Handtuch im Bad. Zack, bum, tot! Licht aus! Bsss, ich glaube, ich kriege Zustände! Zehn Mücken müssen im Verlauf der Nacht dran
glauben. Habe aber immer noch nicht alle erwischt. Um vier Uhr beginnen die Hähne im Garten zu krähen, das mag ich ja eigentlich, aber heute nicht! Also gegen 10 Uhr hieve ich mich aus dem Bett. Ich
muss was tun, sonst schlafe ich gleich wieder ein. Ich beschliesse zum Frühstück nach Naoussa zu fahren. Ein ehemaliges Fischerdorf im Norden von Paros. Heute Touristenmagnet par excellence!
Ich finde ein gemütliches Café fast am Wasser und geniesse zuerst mal Cappuccino und Saft. Dann lädele ich noch ein bisschen. Ach, es gibt so schöne Sachen hier! Jetzt fahre ich wieder zurück, mache
einen kurzen Halt im Supermarkt und lisme dann auf der Terrasse. Jupii, das linke Vorderteil meiner Jacke ist fertig. Zum Znacht gibt’s einen selbsterfundenen Eintopf mit Bohnen, Champignons und
Gyros. Sieht lustig aus, schmeckt aber lecker!
Dienstag, 24. Mai 2022
Heute schlafe ich wie ein Stein. Ich habe ein Mückentötungsgerät gekauft. Gestern Abend machte es bsss, plumps, bsss, plumps. Hä, hä, mich kriegt ihr nicht mehr! Heute möchte ich an meinen
Lieblingsstrand auf Paros. Paros ist ja nicht gerade mit Stränden gesegnet. Wer Strandurlaub machen möchte, fährt lieber nach Naxos. Da der Strand im Osten liegt und ich gerade auf der anderen Seite
der Insel wohne habe ich die Wahl entweder über die Berge, eigentlich bloss Hügel, oder via Aliki im Süden zu fahren. Ich entschliesse mich für den Süden. Aliki ist ein schönes Fischerdorf, noch
ruhiger als sein Pendant im Norden. Ich schlendere ein bisschen durch die Läden und erstehe mir dann einen Sonnenschirm. Es wird tatsächlich von Tag zu Tag heisser, heute Vormittag sind es schon 31
Grad. Dann zockle ich durch die Gegend und komme am Molos-Strand an. Aber was ist denn dass! Der ganze Strand ist mit Seegras verwüstet und im Wasser schwimmt das Zeugs natürlich auch noch herum. Ich
mags nicht, denn es riecht nach Fisch und ich mag keinen Fisch. Ganz am Ende des Strands gibt es zum Glück noch ein Plätzchen, wo das Gras nicht so arg herumschwimmt. Da gehe ich, und Andere, hin.
Ich verbringe einen lauschigen Nachmittag unter einem Tamarisken. Zurück geht’s jetzt über die Berge bzw. Hügel. Heute Abend bin ich noch ganz schön strickwütig. Möchte mit dem rechten Vorderteil
auch noch weiterkommen. Da knackt es plötzlich. Was ist jetzt los? Oh nein, das darf doch nicht wahr sein! Eine Stricknadel ist gebrochen. So was habe ich auch noch nicht erlebt. Notfallmässig ziehe
ich die fallenden Maschen auf die andere Nadel. Uff, das gibt ein Durcheinander! Jetzt muss ich wohl schauen, wo auf Paros ich eine Stricknadel herkriege! Aber das mache ich morgen.
Mittwoch, 25. Mai 2022
Ich denke an die zerbrochene Stricknadel. Wo um alles in der Welt kriege ich jetzt eine neue Stricknadel her. Meine Güte sind das Probleme! Ich grinse vor mich hin. Aber nein, das ist doch gar kein
Problem, es sind ja schliesslich Rundstricknadeln. Die haben doch zwei Nadeln am Anfang und am Schluss. Jetzt darf einfach die zweite Nadel nicht brechen. Ganz vergnügt stehe ich früh auf. Ich möchte
zum Leuchtturm im Norden wandern und da es schon früh ziemlich heiss wird, muss ich früh los. Früh ist immer relativ. Um halb 10 Uhr wandere ich los. Puh, doch schon ziemlich heiss. Ich wandere durch
eine schöne Steinlandschaft mit wunderschöner Aussicht aufs Meer. Da tuckert auch schon die Fähre aus Naxos vorbei. Im Schatten des Leuchtturms kühle ich etwas ab, bevor ich mich auf den Rückweg
mache. Zurück beim Auto beschliesse ich nach Naoussa zu fahren und zu frühstücken. Bin nämlich nur mit Wasser im Bauch losgewandert. Es gibt Rührei auf Spinat und Salat. Warum da immer noch Salat mit
dabei ist, ist mir schleierhaft. Da es schon nach Mittag ist, esse ich ihn aber gerne. So, was mache ich jetzt? Ich suche mir einen Strand ganz im Norden aus. Der sieht noch gut aus auf den Bilder.
Ich fahre also los! Ah Nein, der gefällt mir doch nicht. Ok, der nächste. Nein, da sind zu viele Leute! Meine Güte, bin ich naxosverwöhnt! Ich fahre nach Parikia, dem Hafenort der Insel und kaufe mir
zwei Pitas ein. Die gibt’s heute zum Znacht mit Tomaten-Gurken-Salat. Meine Güte ist die Verkäuferin unfreundlich. Zu Hause muss ich sofort eine Siesta einlegen. Bin ich die Hitze nicht mehr gewohnt
oder was ist los? Abends gibt’s die Pita. Wääh, die hat mir ja eine Pouletpita eingepackt an Stelle einer Spinatpita. Die Füllung ist so schrecklich, dass ich sie wegschmeissen muss und nur den
Teigrand essen kann. Ausserdem juckt es mich am Rücken fürchterlich. Was ist denn das? Drei Mückenstiche schön untereinander. Haben sie mich jetzt doch erwischt! Sogar hinter dem Ohr habe ich einen
Stich, blöde Viecher!
Donnerstag, 26. Mai 2022
Ich würde so gerne wieder Schiff zu fahren. Schon gestern Abend habe ich nachgeschaut, auf welche Insel ich einen Tagesausflug machen könnte. Antiparos ist nur 15min entfernt, das ist mir zu kurz.
Syros wäre schon besser, leider nur mit einer Zwischenübernachtung möglich. Nein, das will ich nicht. Mykonos, nein danke. Santorin, nein danke! Also, was bleibt übrig? Und spätestens jetzt werden
einige von euch mich für total verrückt halten: Ich fahre mit dem Schiff nach… Naxos! Das hat auch den Vorteil, dass ich kurz nachschauen kann, ob mit meinem Auto noch alles in Ordnung ist. Gesagt,
getan. Ich fahre also zum Hafen. Ach nein, schon wieder kein Parkplatz frei. Nach ein paar Flüchen von mir und einem Disput mit einer Griechin, stelle ich mich wohl oder übel auf den Parkplatz, bei
dem mir nicht ganz wohl ist. Naja, wird wohl nichts passieren. Die Fähre ist sehr pünktlich. Geschätzt 200 Personen gehen mit mir an Bord, aber da ich kein Gepäck habe und bereits einige Tricksli
kenne, wie man schnell durch die Ticketkontrolle kommt, kann ich mir einen tollen Platz an Deck sichern. Eine Stunde später bin ich in Naxos. Mein Auto ist noch da und alles ist in Ordnung. Ich
schmeisse meine Sachen rein und gehe erst mal zum Kitron und trinke einen Freddo Cappuccino. Die Serviererin kennt mich schon, redet nur noch griechisch mit mir und weiss, was ich will.
Da mir noch Zeit bleibt, tanke ich meinen Citroën C1 mit dem sündhaft teuren Benzin fahre ich nach Mikri Vigla an den Strand. Ach, die Strände hier sind einfach wunderschön. Abends um 18:00 Uhr bin
ich wieder am Hafen und zurück geht’s nach Paros. Ich freue mich schon wieder, am Sonntag zurück zu kommen. Mein Auto ist noch ganz, aber ein paar komische Gestalten lungern schon herum! Einer pfeift
mir hinterher. Du Lappi (heisst auf griechisch: Schrank) so motze ich meist Griechen an und sie kapieren es nicht!!!
Freitag, 27. Mai 2022
Mitten in der Nacht fangen die Fensterläden an zu wackeln. Offensichtlich kommt Wind auf. Wie erfreulich nach den heissen Tagen. Die Vorhänge bauschen sich im Wind und als ich am Morgen draussen
frühstücke, ist das so angenehm, dass ich beschliesse, heute zu Hause zu bleiben. Dafür komme ich ein grosses Stück mit meiner Jacke weiter und ich freue mich sehr, einfach den ganzen Tag Stricken zu
können. Ja, auch solche Tage muss es mal geben und weil ich die Insel ja auch schon gut kenne, habe ich absolut keinen Stress.
Samstag, 28. Mai 2022
Nachdem ich gestern einfach zu Hause geblieben bin, zieht es mich jetzt wieder etwas weg. Ich möchte in Parikia, dem Hafenort, etwas lädelen gehen. Aber schon wieder das gleiche Parkplatzproblem. Und
auf dem vom Donnerstag mag nun wirklich nicht parkieren. Also fahre ich weiter über den Hügel nach Lefkes, dem Hauport der Insel. Aber ehrlich gesagt ist es mir einfach zu heiss um aus dem Auto
auszusteigen und im Ort herumzuschlendern. Meine Güte, ich werde wohl älter. Früher hätte mir die Hitze nicht so viel ausgemacht! Ich fahre weiter nach Naoussa und setze mich kurzerhand in mein Café,
bestelle Crêpe, Cappuccino freddo und Saft. Der Kellner kennt mich schon, ein lustiger Typ, charmant bis über beide Ohren. Ob ich denn alleine sei? Ha, ha! Ich schlendere noch bisschen in den Gassen
herum und entdecke natürlich wieder ein langes Kleid. Also das gefällt mir jetzt doch schon noch gut. Ich schlüpfe herein und blöderweise passt es auch noch. Na gut, nehme ich es halt mit!!! Nach dem
Kleiderkauf fahre ich weiter. Ich kann mich aber einfach nicht entschliessen, welchen Stand ich nehmen soll. Und die Klimaanlage im Auto kühlt so schön. Also umrunde ich einfach einmal die Insel, was
auf Paros absolut kein Problem ist. Zu Hause muss ich natürlich gleich das neue Kleid anziehen und koche mir die restlichen Bohnen, Champignons und Gyros. Da ich nicht viel in den Koffer packen muss,
muss ich auch nicht heute Abend packen. Vasiliki kommt morgen um 10:45 Uhr vorbei. Bis dann habe ich längsten alles aufgeräumt.
Sonntag, 29. Mai 2022
So, alles eingepackt. Eine Stunde zu früh bin ich damit fertig. Es treibt mich schon ein bisschen nach Naxos zurück. Die Verkäuferin gestern in Naoussa findet Naxos dreckig. Hä, geht’s noch! Ist eben
nicht alles so piekfein wie in Naoussa, künstlich verschönert. Mir gefällt das natürliche Naxos viel besser. Obwohl auch schon etwas von den Touristen verseucht, ist es auf jeden Fall noch
authentischer als Paros. Naja, ist zum Glück Geschmacksache. Vasiliki schreibt mir ein WhatsApp. Sie kann nicht kommen, muss ins Spital zum Covid-Test. Sie hat aber nur leichtes Fieber und sonst
keine Symptome. Gute Besserung wünsche ich! Ich komme auch ohne sie klar. Den Koffer runter zu tragen ist zum Glück einfacher als hoch. Ich verabschiede mich von meiner Vermieterin, die mir gestern
Abend geklagt hat, wie viel sie im Sommer zu tun hat mit Kinder hüten, kochen, putzen. Entschuldigung, da habe ich jetzt weniger Verständnis. Immerhin hat sie was zu tun und verdient gutes Geld
dafür. Beim Hafen angekommen, gebe ich als erstes mein Auto ab und dann heisst es warten auf die Fähre nach Naxos. Meine Güte habe ich ein Bagage. Zwei Rucksäcke und einen Riesenkoffer! Das kommt
auch bloss bei einer Frau vor. Im Wartehäuschen dudelt wieder der alte Mann mit seiner Klarinette herum und singt schon wieder das selbe Lied wie am Donnerstag. Offensichtlich kann er kein anderes.
Nein, das gibt keinen Euro und übrigens kommt gerade die Fähre. Kaum hat sie angelegt, drängeln die Reisenden schon an den Ausgang. Aber ihr Lieben, das geht noch mindestens 10min bis wir einsteigen
können. Zuerst müssen alle Leute raus, dann alle Autos und zuletzt noch alle Lastwagen. Und überhaupt schön lange warten, dann kann man nämlich die Fahrzeugrampe benützen und braucht sich nicht durch
die enge Passagierluke drängen. Wo die Kofferablage für Naxos isr weiss ich auch schon und welches der beste Eingang ist sowieso. Und so bin ich pünktlich zur Abfahrt an Deck, sichere mir einen
Schattenplatz und geniesse den Fahrtwind. Eine knappe Stunde später bin ich auf Naxos. Ich habe mit Dimitris beim Restaurant Typografio abgemacht. He Junge, wo bist du? Nur der Vater ist da, zitiert
seinen Sohnemann her und kredenzt mir eine Flasche Wasser. Ob ich nicht doch lieber ein Bier hätte? Oder ein Glas Wein? Oh du meine Güte, da kann ich ja gleich schlafen gehe. Dimitris kommt und
schleppt tapfer meinen Koffer und meinen Rucksack die steilen Treppen hoch. Ich habe nämlich für vier Tage wieder das selbe Zimmer wie am Anfang, das freut mich sehr. Ich packe mal alles aus und
stopfe die gebrauchte Wäsche in die Waschmaschine. Während sie arbeitet, mache ich eine kleine Siesta. Ich hänge die Wäsche draussen ans Wäschegestell, bei der Hitze trocknet sie im Nu! Abends gehe
ich zum Typografio essen. Zur Vorspeise esse ich Bruschetta mit frischem Gemüse und dann ein Schweineplätzchen mit Pilzpolenta. Schmeckt alles vorzüglich. Als ich mit dem Essen fertig bin, bin ich
pappsatt. Offensichtlich bekommen Gäste der Apartments immer ein Dessert aufs Haus. Ich auch. Zum Glück darf ich auswählen, ein Eis hätte ich nicht mehr geschafft! Ich wähle einen Teller mit Melone
und bekomme dazu noch einen Masticha-Likör. Als ich zahlen will, fragt der Kellner, ob ich nicht noch einen möchte. Oh nein, jetzt reichts aber wirklich. Ich verzapfe mich in mein Studio und lisme
noch eine Weile, bis ich mich nicht mehr ganz so überfüllt fühle.
Montag, 30. Mai 2022
Was ist denn jetzt los? Mitten in der Nacht wache ich auf. Was, erst zwei Uhr. Ach so, es ist wohl nicht mehr so wie Anfang Mai. Irgendwo wir gekreischt, gegrölt und man hört laute Musik. Oh nein,
muss das sein? Ok, ich hole meine Ohropax und stopfe sie hinein. Besser. Was was ist denn jetzt das? Ich schnuppere herum. Das riecht ja wie nach Küchenabluft. Ich ziehe meine Ohropax wieder aus den
Ohren und stelle mich auf den Balkon. Tatsächlich. Im Garten unterhalb meines Zimmers steht ein Abzugsrohr und bläst Küchenabluft hinaus. Bääh, muss das sein?!? Ich verzapfe mich wieder in mein Bett.
Aber wirklich gut schlafen kann ich nicht mehr. Mich stört der Geruch nach Küche fast noch mehr als der Lärm der feiernden Menge. Ok, am Morgen muss ich Nathalie schreiben, dass ich dieses Zimmer
doch nicht die ganze Zeit haben möchte. Sie hat mit nämlich angeboten, dass ich das Zimmer für die ganzen neun Tage haben kann. Eigentlich hätte ich nach vier Tagen wechseln müssen, was ich vor
dieser Nacht auch dankend angenommen hatte. Aber so, nein danke! Zum Glück ist Nathalie eine ganz schnelle. Ich habe am Morgen bald Antwort und ich kann tatsächlich schon am Dienstag umziehen und
nicht erst am Donnerstag. Vielen herzlichen Dank. Da heute der Wind von Süden kommt, ist es ratsam einen Strand im Norden zu wählen. Ich kenne da einen, wo kaum Leute hingehen und manchmal kann man
sogar nackt baden. Ich fahre also zum Amitis Strand. Leider bin ich nicht alleine, also wird das nichts mit dem Nacktbaden. Aber das Wasser ist trotzdem herrlich und mein Sonnenschirm Gold wert. Ich
bleibe den ganzen Tag und plansche im Wasser herum, lisme und lese und geniesse das Leben. Zu Hause gibt’s Tomatensalat und eine halbe Pitta. Kann ja nicht immer essen gehen, habe sowieso schon ein
Wohlstandsbäuchlein!
Dienstag, 31. Mai 2022
Heute werde ich also umziehen. Ich bin wirklich sehr glücklich darüber. Da ich mich nicht beeilen muss, geht das Koffer packen eher gemütlich vonstatten. Da ich zu faul bin, um die Kleider zu
rollen,lege ich sie einfach in normal gefaltetem Zustand in den Koffer. Also ehrlich, ich sehe jetzt da keinen grossen Unterschied im Platz sparen. Ach ja, egal. Hauptsache gepackt. Jetzt habe ich
nochschön Zeit um auf dem Balkon zu stricken. Aber es ist schon so heiss, dass ich es nicht lange aushalte. Auch das ist ein Grund zum Umziehen. Das andere Zimmer liegt im Erdgeschoss und hat
eineTerrasse, die im Schatten liegt. Ich könnte ja auch die Klimaanlage anschalten, aber die Angst, mich zu erkälten ist dann doch zu gross. Ich weiss ja, dass ich davon immer krank werde. Am
frühenNachmittag kommt Dimitris vorbei und hilft mir beim Umzug. Welches Zimmer ich denn bekomme? Hä, das sollte er doch wissen. Ich zeige ihm das Bild im Internet. Ach, das grüne! Aha, keine
Ahnung,welche Farbe. Zur Sicherheit fragt er nochmals nach. Ja, das grüne. Gut, dann lass uns gehen. Genau so habe ich mir das vorgestellt. Ah, ist das schön kühl hier drin. Zwar etwas dunkel, aber
das istmir momentan ganz egal. Ich geniesse die Kühle und das Sofa. So schnell bringt mich hier keiner mehr weg!
Mittwoch, 1. Juni 2022
Also, heute muss mal wieder was laufen. Ich bereite mir mein Zmorge zu, das ich ganz gemütlich auf der Terrasse essen kann. Ja, wer ist denn da? Ein Katzi schaut ganz keck von einem meiner
Terrassenstühle hoch. Hier schlafe ich, scheint sie zu sagen. Wir haben einander schnell adoptiert. Nein, Schnuggi, rein kommst du mir nicht. Aber du bekommst ein Tellerchen mit Wasser. Schnell sind
zwei weitere Katzen da, nein, kein Futter. Aber auch das Wasser wird gerne genommen. Während ich esse, kommen viele Leute vorbei, Touristen und Einheimische. Ich habe einen super Platz hier. Ich
werde nicht unbedingt gesehen, aber ich habe alles im Griff.
Dann packe ich die wichtigsten Dinge zusammen und los geht’s! Mit dem Auto fahre ich Richtung Moutsouna, in den Osten der Insel. Da die Insel so gross ist, braucht man dazu schon 1,5 Stunden bis man
dort ist. Ich brauche natürlich noch länger. Es ist praktisch keiner unterwegs und ich trötschgele so gemütlich vor mich hin. Zuerst geht’s hoch zur Tragea-Hochebene durch die Dörfer Chalki, Filoti
und Apiranthos. Dort zweige ich rechts ab und jetzt geht’s wieder alles runter bis zum Meer. Unterwegs mache ich noch einen Abstecher zu den Schmirgelabbauen. Ich mag das Seilbähnchen, das früher die
Abbaue von Lionas und die von Moutsouna verband und die Schmirgelsteine in den Hafen von Moutsouna transportierte. Heute rostet es gemütlich vor sich hin, zum Teil fallen die rostigen Gondeln auch
schon mal runter! Wenn ich viel Geld hätte, würde ich eine Seilbahn von Lionas nach Moutsouna bauen. Das wäre eine Touristenattraktion. Aber eben, ohne Moos nichts los! Ich bin ganz alleine in dem
kleinen Seitental. Etwas gespenstisch die ganzen Anlagen und so keiner da. Die Gegend ist hier rau und gebirgig. Auch ein Teil von Naxos. Ich fahre weiter und lasse Moutsouna links liegen. Jetzt
geht’s weiter in den Süden. Bei Kanaki halte ich an und gehe zum Psili Ammos Strand. Da es heute eher stürmisch ist, ist der Strand leider nicht sehr schön. Viel Seegras wurde angeschwemmt und mich
schaudert es ein bisschen. Ins Wasser gehe ich jetzt also nicht. Ich stricke ein bisschen, aber dann gefällt es mir nicht mehr. Ich packe alles zusammen und gehe zurück zum Auto. Bin grad ein
bisschen müde und muss im Auto ein kleines Nickerchen machen. Ich beschliesse, langsam wieder zurück zufahren. Dieses Mal lasse ich Moutsouna rechts liegen und fahre in die Chora. Ach schön, ich kann
auf meinem grossen Bett liegen und Siesta halten. Abends mache ich noch meinen obligatorischen Strandspaziergang. Es hat tatsächlich schon mehr Touristen als noch vor einer Woche. Ach, ist das schön
abends auf meiner Terrasse zu sitzen und Leute zu beobachten. Meine Katze ist auch mit dabei und schnurrt gemütlich vor sich hin.
Donnerstag, 2. Juni 2022
Liebe Leute, heute bin ich einfach zu faul um etwas zu unternehmen. Ich trinke freddo Cappuccino im Kitron und spaziere ein bisschen durch die Gassen, aber dann ist auch schon wieder Schluss.
Natürlich ist schon mal der halbe Tag vorbei bis ich endlich mal gefrühstückt und mein Zimmer so aufgeräumt habe, dass die liebe Putzfrau vorbeikommen kann. Die kennt mich jetzt auch schon gut.
Während ich auf der Terrasse frühstücke, putzt sie das Zimmer. Richtig praktisch. Mein Katzi ist natürlich auch wieder dabei und kriegt ihr Wässerchen. Nach dem Kitron mache ich erst mal Siesta. Es
ist ja so anstrengend, nichts zu tun. Ich verschlafe schnell mal eine Stunde und weil ich heute meinen Schweinehund einfach nicht überwinden kann, mache ich bloss einen Spaziergang durch die Chora.
Immerhin wandere ich noch zum Kastro und dem höchsten Punkt der Chora hoch. Ah ja, genau. Hier ist ja das schöne Lokal mit der tollen Aussichtsterrasse. Man kann sicher auch nur schnell mal schauen.
Mmh, aber so ein kleiner Apero wäre auch nicht schlecht. Es hat noch ein kleines Tischchen frei für mich. Zwar mitten im Getümmel, aber das nehme ich. Der Naxian Negroni gluschtet mich. Gin,
Vermouths und grüner Kitron soll drin sein. Nehme ich und noch ein paar Chips aus Naxos Kartoffeln dazu. Hey, ich habe gesagt, ein paar Chips nicht eine ganze Schüssel. Oh du meine Güte, wer soll das
alles essen? Dummerweise ist jetzt auch wieder Wind aufgekommen und weht den geriebenen Käse auf den Chips im Zeugs herum. Meine Tischnachbarn werden mit Käse und ab und zu auch von einem Chip
eingestäubt. Da muss ich schnell essen. Und der Negroni erst. Der beste, den ich je hatte. Am liebsten hätte ich ja noch mal einen, aber genug ist genug. Auf jeden Fall brauche ich nach dieser
Schüssel Chips nichts mehr zum Znacht. Eher ein Schnaps zum Verdauen! Zum Glück habe ich zu Hause noch eine Flasche Bitter Lemon. Genau das richtige.
Freitag, 3. Juni 2022
Heute ist es stürmisch. Davon bekomme ich aber auf meiner Terrasse nicht viel mit. Sie ist einfach super hier. Bin total begeistert. Da ich Wellen liebe, beschliesse ich die grosse Tour via Norden
nach Apollonas im Nordosten der Insel zu machen. Apollonas hat ebenfalls einen unfertigen Kouros zu bieten und ist zudem ein hübsches Fischerdorf. Auch der Weg dorthin ist sehenswert und ich fahre
sehr gerne durch diese Landschaft. Nach der Chora ist auf den Strassen nicht mehr viel los und so ist es auch kein Problem mit 40kmh durch die Gegend zu bummeln. Ich höre die ersten Zikaden, ein
deutliches Zeichen dafür, dass der Sommer jetzt endgültig da ist. Ich liebe es! Die können manchmal so laut zirpen, dass einem fast die Ohren schmerzen. In einem kleinen Dorf entdecke ich eine
Olivenpresse mit dazugehörigem Ölshop. Da muss ich mal unbedingt hin. Aber nicht heute. Ich fahre langsam weiter. Ui, an meinem Strand, an dem ich am Montag war, hat’s heute ganz hohe Wellen. Nichts
zum Bädelen! Ich komme an den Stauseen vorbei. Hier wird das Süsswasser für den Inselverbrauch gesammelt. Oh, die sind ja randvoll. So habe ich die noch nie gesehen. Ich steige aus und muss ein Foto
machen. Unglaublich! Weiter geht’s und bald erreiche ich meine Lieblingskapelle. Sie steht auf einem kleinen Hügel und ich muss natürlich einen Stopp einlegen. Hier oben ist es so friedlich, man hört
nur den Wind in den Blättern des Eukalyptus und die Zikaden. Ich halte es eine knappe Stunde dort aus, bevor es mir dann doch zu kalt wird. Ja, mit dem Sturm ist es auch wieder kühler geworden, zum
Glück. In Apollonas angekommen, besichtige ich als erstes den Kouros. Er sieht immer noch gleich aus. Da bildhauert auch keiner mehr herum. Anschliessend schlendere ich durch das Dörfchen. Nein, das
Essen sieht nicht unbedingt verlockend aus, da können mich die lieben Wirtinnen noch so nett anlächeln. Ich lächle einfach nett zurück. Und jetzt noch Wellen schauen. Es ist so schön zu beobachten,
wie eine grosse Welle kommt und sich dann an den Felsen bricht und aufspritzt. Wie eine Fontäne. Auf dem Rückweg durch das Dorf werde ich nicht mehr angesprochen. Die will eh nichts, genau! Ich fahre
den selben Weg wieder zurück, denn man sieht bekanntlich auf dem Rückweg nicht mehr unbedingt das gleiche.
Samstag, 4. Juni 2022
Ach ist das schön auf meiner Terrasse. Ein laues Lüftchen weht und ich finde es so schön, dass ich meine Strickzeug hole und den ganzen Nachmittag wie ne More, More lisme. Mein Katzi ist mit
dabei,verschwindet ab und zu, bleibt aber selten lange weg. Abends mache ich mich zu meinem Strandspaziergang auf. Ich habe zum Glück die glorreiche Idee und nehme meine Strandschuhe mit. Tatsächlich
istalles voller Seegras. Zum Teil stehen die Liegestühle unter Wasser, weil der Sturm grosse Wellen an den Strand spült. Zum Teil wurden die Liegen ganz weggeräumt. Das ist ein Schauspiel! Zum
Glückhabe ich die kurze Hise angezogen, aber auch diese muss ich hochziehen, damit ich nicht pflüdinass werde. Abends gehe ich zum Typografio zum Essen. Ich biege gerade um die Ecke beim Restaurant,
da stosse ich fast mit einer Braut zusammen, ich kann im letzten Moment noch ausweichen. Das wäre mir also peinlich gewesen. Ich esse einen griechischen Salat, vegetarisches Moussaka und eine Creme
caramel. Das Dessert wird mir schon wieder offeriert, dafür lasse ich ein reichliches Trinkgeld liegen.